Die Gesetzesgeber fürchten Vorschläge „der heilenden und therapeutischen Ansprüche“ bei Bier, wie der Teufel das Weihwasser und der Papst den Alkohol. Gut gebrautes Bier enthält nämlich mehr Protein als eine trockene Schüssel Corn Flakes, die Hälfte an Kohlenhydraten und zweimal so viel Kalium. Und das ohne jegliche Zusätze oder Konservierungsmittel, wie sie häufig in anderen fertigen Nahrungsmitteln vorzufinden sind. Das Problem bei Bier ist der Alkoholgehalt, dem die Gesundheit und der Anspruch eines Nahrungsmittels auf den ersten Blick konträr gegenübersteht.
Moderater Bierkonsum fördert die Gesundheit
Schon vor fast 20 Jahren hat Prof. Dr. Anton Piendl von der Technischen Universität München festgestellt, dass Bier und Gesundheit ein Thema ist. Doch keiner wollte etwas davon wissen. 1997 war es das Thema auf dem Deutschen Brauertag in Köln. Was viele Wissenschaftler schon lange vermutet haben, scheint jetzt immer mehr den Tatsachen zu entsprechen. Bier ist keine Droge, sondern in Maßen genossen sogar der Gesundheit dienlich. Neueste amerikanische und englische Forschungsergebnisse brachten es an den Tag. Bei dem Genuss von 20 bis 40 gr. Alkohol (ein Liter Bier enthält 40 g Alkohol) pro Tag sinkt das Sterberisiko um die Hälfte. Prof. Dr. Hans Hoffmeister von der freien Universität Berlin: »Moderater Bierkonsum hat einen positiven Einfluss auf verschiedene Gesundheitsrisiken, insbesondere auf Herz und Kreislauf«. Wer keinen Alkohol zu sich nimmt, ist dagegen nach neuesten Studien am wenigsten mit seiner Gesundheit zufrieden. Das gute HDL-Cholesterin steigt sogar proportional mit dem kontrollierten Bierkonsum an. Als Maßregel empfahl Prof. Dr. Piendl anlässlich der Brauertagung: »Ein Bier pro Tag ist besser als kein Bier; bis drei Biere sind garantiert nicht schädlich und können eher nützlich sein.« Nur wer mehr als drei bis vier Biere pro Tag genießt und Missbrauch betreibt, lebt auf Dauer gefährlich. Der deutsche Brauerbund will nun die Vorteile des moderaten Bierkonsums für die Gesundheit noch näher untersuchen lassen und mehr ins Bewusstsein der Bevölkerung rücken.
Also saufen für die Gesundheit? Nein, natürlich nicht. So gesund Bier auch ist, gesundheitsfördernd wirkt es eben nur in geringen Mengen. Und die werden für einen gesunden Mann von etwa 80 bis 90 kg Körpergewicht mit bloß einem Liter pro Tag angegeben. Wer dieses Optimum überschreitet, läuft schnell wieder Gefahr, einen unerwarteten Herzinfarkt zu erleiden. Das Risiko steigt beachtlich. Zur Erinnerung: Bier in Maßen genossen ist gesund, nicht mehr und nicht weniger.
Unabhängig davon gibt es jetzt starke Anzeichen, dass sich die Haltung der Gesetzesgeber ändert, und dass in Zukunft Nahrungsaufkleber auf Bieren erscheinen können. Zumindest im Ausland mehren sich die Anzeichen hierfür.
Tatsächlich gibt es seit 1995 in den USA revolutionäre Regierungsrichtlinien, die die diätetischen Angaben auf Nahrungsmitteln für Amerikaner verbessern. Diese Richtlinien beinhalten den Nachweis, dass das gemäßigte Trinken (nicht mehr als ein oder zwei Biere am Tag für Frauen oder zwei Biere für Männer) die Gefahr der Herzinfarkte senken und den Genuss der Mahlzeiten erhöhen kann. 1990 besagten diese alle fünf Jahre überarbeiteten Richtlinien noch, dass das Trinken keinen Nettonutzen für die Gesundheit habe. Die Zeiten ändern sich.Trink Bier und lebe länger
Die neuen Richtlinien führen aber auch aus, dass der Konsum größerer Alkoholmengen den Blutdruck beeinflusse und das Herzkrankheiten zunehmen und verweisen auf den Anstieg des Krebsrisikos. Ferner wird vor unmittelbaren Einflüssen bei Schwangeren gewarnt, ebenso vor Selbstmordgefahr und Unfällen. Die Richtlinien verweisen auf die Zusammenhänge der Gefahren des Trinkens und des Fahrens. Die Regierungswarnung auf Aufklebern »Alkohol schädigt die Gesundheit« blieb bestehen.
Cholesterin und Fett frei!
Über Jahre hinweg ist der große irische Stout, Guinness, mit dem Slogan »Guinness ist gut für Sie«, beworben worden. Amerikaner nahmen diese Art der Aussage zu ernst, also wurde sie nicht in den USA verwendet. Aber sie war teilweise korrekt: Bier ist wirklich nahrhaft und durstlöschend, obwohl es nur zum Vergnügen und in der Freizeit getrunken werden sollte. »Du bist, was Du trinkst« lautet derzeit der neue Slogan von Guinness.
Bier ist frei vom Cholesterin und Fett. Der Beweis: 12 Unzen eines typischen amerikanischen Bieres eines hellen Lagers (trendig in Deutschland) hat wirklich weniger Kalorien als 12 Unzen von 2-prozentiger Milch oder sogar Apfelsaft. Auch Wein hat ein wenig mehr! Leichtbiere und Alkoholfreie haben sogar noch weniger Kalorien. Bier kann nicht diätisch sein, aber es reicht doch zu wissen, dass es gute diätetische Qualitäten aufweist.
Bierige Nahrungstatsachen
Hier die Auflistung des Ernährungsinhalts auf Bieraufklebern, wenn sie der Gesetzgeber so beschließen würde (Basis ist ein drittel Liter Top gebrautes US-Lagerbier):
ca. 150 Kalorien (zwei drittel Anteil Alkohol)
- 0 Gramm Fett
- 0 Milligramm Cholesterin
- 25 Milligramm Natrium
- 13,6 Gramm Kohlenhydrat
- 1,1 Gramm Protein
- Spurenmengen Kalzium, Kalium und Phosphor sowie viele B-Vitamine
Zur Erinnerung: Zweidrittel der Kalorien im Bier kommen vom Alkohol!