Babylon & Ägypten

Im 2. Jahrtausend vor Christus zerfällt das sumerische Reich und die Babylonier treten auf den Plan. Sie werden das herrschende Kulturvolk im Zweistromland. Ihre Kultur baute auf der sumerischen…

Ägypter beim Bierbrauen

Im 2. Jahrtausend vor Christus zerfällt das sumerische Reich und die Babylonier treten auf den Plan. Sie werden das herrschende Kulturvolk im Zweistromland. Ihre Kultur baute auf der sumerischen auf, also beherrschten auch sie das Bierbrauen. Es ist uns heute bekannt, dass die Babylonier es bereits verstanden, 20 verschiedene Biersorten zu brauen. Davon sollen 8 aus reinem Emmer, weitere 8 aus reiner Gerste und 4 aus einem Getreidegemisch gebraut worden sein.

Das Bier jener Zeit war trüb und ungefiltert. Man benutzte einen Vorläufer des Strohhalms, ein dünnes Röhrchen, um nicht die Rückstände der Bierzubereitung in den Mund zu bekommen, da diese recht bitter waren. Lagerbier wurde sogar bis in das 1000 km entfernte Ägypten exportiert.

Hammurabi (1728 bis 1686 v. Chr.), ein bedeutender babylonischer König und Reichsgründer, erließ die älteste Gesetzessammlung der Welt und ließ diese in eine Säule aus Diorit-Stein einmeißeln, welche sich heute im Pariser Louvre bewundern lässt. Darauf wurde unter anderem ein Gesetz gefunden, dass der Bevölkerung Babyloniens eine tägliche Ration Bier zusicherte. Die Biermenge war abhängig vom sozialen Stand des Einzelnen. So erhielten zum Beispiel der normale Arbeiter zwei Liter Bier, Beamte erhielten drei Liter und ein Verwalter oder Oberpriester sogar 5 Liter Bier täglich. Zu jener Zeit wurde Bier nicht verkauft, sondern ausschließlich gegen Gerste getauscht.

Da das Bierbrauen zu den häuslichen Tugenden gehörte, war es Frauensache, und Frau musste gut aufpassen, sich an die Gesetze des Königs zu halten, denn sonst drohte ihr ein schlimmes Schicksal. Hammurabi ließ eine Schankwirtin ertränken, wenn Sie sich in barer Münze bezahlen ließ. Ebenso wurde verfahren, wenn minderwertiges Bier in den Ausschank gelangte.

Man nahm es also damals schon ziemlich genau und könnte sagen, dass das Brauen eine bierernste Sache war. Auch die negativen Seiten des Bierkonsums waren Hammurabi bereits bewusst, denn in den Hieroglyphen findet sich folgender Rat aus seinem Mund: „Mach Dich nicht selber hilflos durch Trinken, damit die Worte Deiner Rede nicht aus Deinem Mund kommen, ohne dass Du weißt, dass Du sie geäußert hast.“

In Ägypten, bald die Nummer eins im Nahen Osten, wurde das Bierbrauen fortgeführt, für welches man das Rezept vermutlich von den Babyloniern hatte, von denen man sich lange das Bier anliefern ließ. Sie benutzten lediglich angebackenen Teig zur Bierherstellung, wodurch nur die Kruste hart wie bei einem Brot wurde und der Kern roh blieb. Diese halb fertigen Brote wurden dann zur Gärung in einen Topf mit Wasser gegeben. Noch heute stellen Bauern am Nil, die Fellachen, ihr Bier auf diese Weise her.Die Ägypter gaben dem Sud Datteln, Anis, Safran oder Honig hinzu, damit das Bier mit einer schmackhafteren Süße versehen wurde. Ansonsten wurde es, was andere Biersorten betraf, im wahrsten Sinne des Wortes bitter, weshalb der Grieche Plinius die ägyptischen Biere auch als einen „abscheulichen Trank“ bezeichnete. Grob einteilen kann man die ägyptischen Biere dieser Zeit in zwei Gruppen – „Zythos“, das Normalbier und „Dizythos“, das Starkbier.

Welche Bedeutung das Bierbrauen auch im antiken Ägypten hatte, lässt sich an der Tatsache erkennen, dass die ägyptischen Schriftgelehrten ein eigenes Schriftzeichen für Bier einführten. Ein Hinweis auf die Bedeutung des Bieres ist dabei, dass das Zeichen für Mahlzeit sich aus den Zeichen für Brot und Bier zusammensetzt. Bier wurde aber nicht nur getrunken, sondern später auch in Krügen aus rotem Ton exportiert und gar mit ins Grab gegeben.

Auch als Zahlungsmittel spielte Bier neben dem Brot eine entscheidende Rolle. Vom hohen Beamten oder Offizier bis zum Sklaven, der am Pyramidenbau beteiligt war, erhielten sie alle eine festgelegte Menge von diesen Grundnahrungsmitteln. Über Letztere schrieb ein griechischer Beobachter: „Wenn Sie diesen Gerstenwein zu sich nehmen, sind sie lustig, singen und tanzen.“ Diese täglich zustehenden Rationen bekam jedermann für einen großen Zeitraum umsonst, bis im letzten Jahrhundert vor Christus die herrschenden Ptolemäer sozusagen die erste Biersteuer der Welt erhoben, angeblich, um die allgemeine Trunksucht einzuschränken. Wahrscheinlich ist aber eher anzunehmen, dass viel von dem eingenommenen Geld für den anhaltenden „Boom“ im Pyramidenbau unter der herrschenden Klasse draufging.

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