Das erste
Craftbeer, mit dem viele von uns in Berührung kommen, ist ein Pale Ale. Meist
handelt es sich um eine einheimische oder die amerikanische Variante. Was der
Kostende in diesem Augenblick noch nicht ahnt, ist dass das zweite Pale Ale in
seinem Leben möglicherweise ganz anders schmecken wird.
Denn die
Familie der Pale Ales zählt mehr Mitglieder als jede andere unter den
Biersorten. Handelt es sich überhaupt noch um einen eigenen Stil, oder dürfen
wir die Bezeichnung Pale Ale nur noch als Sammelbegriff sehen?
Um es
vorweg zu nehmen: Die Vielfalt ist so groß, dass die Grenzen in der Tat
verschwimmen. Dennoch gab es mal ein ursprüngliches Pale Ale. Von dessen
Entstehung möchten wir Euch erzählen und anschließend einen Überblick über die
historischen wie modernen Unterarten geben.
Was ist ein Pale Ale?
Pale Ale
ist eine Sammelbezeichnung von Bierstilen. Die Liste lautet wie folgt: American
Pale Ale, Bière de garde, Blonde, English Bitter, Irish Red Ale, Scotch Ale und
Strong Pale Ale. Und dann wäre da noch der Bierstil, der wie kein anderer für
die Craftbeer-Bewegung steht: Das India Pale Ale.
Alle haben
sie gemein, dass sie mit Hilfe von hellem Malz in obergäriger Brauweise hergestellt werden. Zudem sind Pale Ales
meist hopfenbetont und durch das Pale Malt von heller Farbe. Das „pale“
(englisch für blass bzw. bleich) bezieht sich sowohl auf die Farbe als auch auf
die Malzsorte.
Ursprünglich
stammt das Pale Ale aus England. In der Regel besitzt es einen geringeren
Alkoholgehalt als das untergärig gebraute Pils, die bei uns geläufige Variante
eines hopfenbetonten, hellen Bieres.
Wie ist das englische Original entstanden?
Der Begriff
Ale gilt in Großbritannien als Synonym für alle obergärig gebrauten Biere. Das
Pale Ale wurde erstmals in den 80er-Jahren des 18. Jahrhunderts hergestellt.
Zur seiner
Entstehung trug maßgeblich die Erfindung von Koks bei. Mit ihm erlangten die
Mälzer mehr Kontrolle über die Temperatur in der Darre. Das gab ihnen die Möglichkeit,
hellere Malzarten zu produzieren.
Der Weg zur
Entwicklung süffigerer und blasserer Biere war damit geebnet. Und sie
entfachten Begeisterung – ohne das Pale Ale gäbe es vermutlich heute kein
Helles und auch kein Pilsener.
Das American Pale
Ale – Mitauslöser der Craftbeer-Revolution
Im Zuge der
britischen Kolonialexpansion erlangte das Pale Ale weltweite Bekanntheit. In
den Vereinigten Staaten leisteten die ab 1970 gezüchteten amerikanischen
Hopfensorten ihren Beitrag zur Herausbildung einer eigenen Version des
Bierstils. Die Craftbeer-Bewegung schuf in den 1980er-Jahren das American Pale
Ale. Es unterscheidet sich vom englischen Original vor allem durch seine
intensivere Hopfung.
Jedoch
stellten Ales an sich keine neue Erscheinung in der amerikanischen Bierwelt
dar. Auch vor der Prohibition von 1919 bis 1933 hatte es sie bereits gegeben.
Danach beschränkte man sich jedoch auf die Herstellung dünner und eher fade
schmeckender Lagerbiere. Eine Gruppe von Heimbrauern wagte sich an das
Nachbrauen englischer Bierstile in kleinen Chargen. Die damaligen American Pale
Ale-Spezialisten wie Sierra Nevada sind inzwischen riesige Unternehmen.
Auch
innerhalb Europas hat das Pale Ale einige Abkömmlinge. Über den Ärmelkanal
schwappte die Pale Ale-Welle nach Frankreich und Belgien über. Teilweise
entwickelten sich auch dort völlig neue Biersorten, wie z. B. das
nordfranzösische Bière de Garde.
Wie wird Pale Ale hergestellt?
Seit 1703
röstet man in England Malz über dem Koksfeuer, um eine hellere Farbe zu
erhalten. Vorher dienten Holzfeuer zur Erhitzung. Die zusätzliche Verwendung
von leicht angeröstetem Malz ist je nach Rezept auch nicht unüblich.
Die Würze
wird bei Temperaturen zwischen 15 °C und 20 °C obergärig vergoren. Seltene
Ausnahmen nutzen noch wärmere Temperaturen bis 35 °C. Die Gärungszeit ist
geringer als die bei Lagerbieren.
Das
klassische Pale Ale von der Insel wurde mit einheimischen Hopfensorten gebraut.
Hingegen setzt das American Pale Ale hauptsächlich auf amerikanische
Hopfensorten, wie z. B. Cascade. Auch verwenden die US-Craftbrewer größere
Mengen Hopfen und greifen häufiger zu Röstmalzen.
Wie schmeckt Pale Ale und wie sieht es aus?
Bei den
vielen Stilen, die unter den Oberbegriff Pale Ale fallen, fällt es schwer,
Farbe und Geschmack vereinheitlicht zu beschreiben.
So ist pale
längst nicht gleich pale – bei den Farbtönen gibt es Unterschiede, die wir bei
der Beschreibung der Unterarten genauer erläutern werden. In der Regel ordnen
sich Pale Ales zwischen 5,5 und 7,5 nach EBC ein.
Was Aroma
und Geschmack angeht, wird oft Grapefruit als erster Eindruck in den Raum
geworfen. In zeitgenössischen Pale Ales nehmen die Fruchtnoten noch weitaus
mehr das Zepter in die Hand. Assoziationen zu Mango und Zitrus sind keine
Seltenheit.
Darf ich Ihnen die Kinder vorstellen? Die Familie der Pale Ales
Amber Ale
Biere mit
diesem Namen findet man in Australien, Frankreich sowie den USA. Wie der Name
schon vermuten lässt, handelt es sich bei dem Amber Ales oder Ambrées um
bernsteinfarbene Biere. Die Färbung, die auch mal Richtung Kupfer oder ins
Bräunliche gehen kann, entsteht durch die einen geringen Anteil Kristallmalz,
der zusätzlich zum Pale Malt verwendet wird. In Frankreich bezeichnet man nicht
nur dunklere Pale Ales sondern alle bernsteinfarbenen Biere als Ambrées.
American Pale Ale
Das Sierra
Nevada Pale Ale bereitete im Jahre 1981 den Siegeszug der Pale- bzw. India Pale
Ales moderner Prägung vor. Typisch waren und sind die Verwendung amerikanischer
Hopfen sowie ein Alkoholgehalt von etwa 5 Vol.-%.
Oftmals
verblassen mittlerweile die Grenzen zwischen den beiden prägenden Stilen der
Bewegung. In der Regel übertrifft das IPA noch das Pale Ale in Sachen
Hopfenbetonung und Stärke. In einigen Fällen besteht auch eine Nähe der
American Pale Ales zu den Amber Ales, die sich manchmal nur noch durch die Farbe
abheben.
Bière de Garde
Dieser
Bierstil wird traditionell in der nordfranzösischen Region Nord-Pas-de-Calais
gebraut. Die Herstellung fand in früheren Zeiten in Farmhäusern während der
Winter- und Frühlingsmonate statt. Damit wirkte man der Unberechenbarkeit der
Hefe im Sommer entgegen. Der Name der Sorte geht auf die Praxis zurück, das
Bier in Kellern zu lagern (Lagerung heißt übersetzt „Garde“). Oftmals wurden
die Flaschen mit Korken verschlossen.
Blonde
Keine
andere Unterart wird der Namensgebung des Sammelbegriffs so sehr gerecht wie
die Blondes, denn sie besitzen einen wirklich blassen Teint. In Europa,
speziell in Belgien, Frankreich und Großbritannien, sowie in Brasilien steht
der Name Blonde für helle Biere.
Diese
müssen außer der Farbe nicht viel gemeinsam haben. Der Körper ist leicht und besitzt
eine moderate Bittere. Blondes sind hopfenbetont und geschmacklich von Malzsüße
und Esternoten geprägt. Ein Verwandter aus England ist das Golden Ale.
English Bitter
Beim Bitter
haben wir sofort das Bild eines schaumlosen, bis zum Rand gefüllten Bierglases im
Pub vor Augen, dessen Inhalt wenig Kohlensäure hat und bei Zimmertemperatur
serviert wird. Das für uns ungewohnte Trinkerlebnis geht in seinen Anfängen mit
der Verbreitung des Pale Ales im 19. Jahrhundert einher.
Denn
letztendlich handelt es sich beim Bitter um nichts anderes als ein solches. Von
den Brauereien erhielten die Biere die Bezeichnung Pale Ales. Die Konsumenten jedoch
nutzten den Ausdruck Bitter als Abgrenzung zu weniger gehopften Bieren.
Heutzutage
teilt man Bitter in „session“ bzw. „ordinary“ (bis 4,1 Vol.-%), „best“ oder
„special“ (zwischen 4,2 Vol.-% und 4,7 Vol.-%) und „strong“ (4,8 Vol.-% und
mehr) ein.
India Pale Ale
Mit ein
paar Sätzen kann man dem bedeutendsten Bierstil für die Craftbeer-Bewegung wohl
kaum gerecht werden. Wer mehr über das India Pale Ale wissen will (wie z. B. ob
es wirklich absichtlich stärker für die Verschiffung in die Kolonien eingebraut
wurde…) findet dazu mehr Informationen im passenden Blogbeitrag auf Bier.de.
Grundsätzlich
kann man sagen, dass ein India Pale Ale noch hopfenbetonter daherkommt als ein Pale
Ale und einen höheren Alkoholgehalt besitzt. Farblich variiert es zwischen
sanften Goldtönen und rötlichem Bernstein.
Irish Red Ale
Das Irish
Red Ale wird auch Red Ale oder Irish Ale genannt. Die boomende
Craftbeer-Landschaft der grünen Insel hat mittlerweile eine breite Palette
davon im Angebot. Eigentlich unterscheidet es sich nicht wirklich vom
Englischen Bitter, worüber bereits heftige Diskussionen entbrannt sind. In den
Vereinigten Staaten beschreibt man mit der Bezeichnung zusätzlich auch rote
bzw. bernsteinfarbene Biere diverser Art.
Scotch Ale
Auch hier
bezeichnet ein und derselbe Begriff unterschiedliche Bierarten. Das Scotch Ale
aus Schottland ist ein starkes Ale mit vollmundigem Körper, bei dem
geschmacklich Malznoten dominieren. In Amerika bezeichnet der Begriff
allerdings auch oft Biere, die einfach nur aus Schottland stammen, dort aber
unter einem ganz anderen Namen vertrieben werden.
Wieder
etwas anderes ist das Scotch Ale bzw. Whisky Ale in Frankreich. Der Name steht
hier für ein mit torfgeräuchertem Malz hergestelltes Bier, das eher rauchig
anstelle von süß schmeckt.
Strong Pale Ale
Die starke
Variante des Pale Ales wird fast ausschließlich mit Pale Malt hergestellt. Das
Minimum beim Alkoholgehalt liegt bei 5% Vol.-%, im Durchschnitt bei 7-8% Vol.-%
und nicht selten bis zu 12% Vol.-%.
Bleich geworden bei der Auswahl? Zugreifen und Probieren!
Auch wenn
Ihr jetzt nur eine grobe Vorstellung bekommen habt, was sich alles hinter einem
Etikett mit der Aufschrift Pale Ale verbergen kann, solltet Ihr dennoch
probieren. Denn so verschafft Ihr Euch den besten Überblick über die hellen
Flecken des Bier-Universums.
Um loszulegen, empfehlen wir Euch einen Besuch auf Craftbeer.de. Im Online-Shop findet Ihr neben tollen Pale Ales auch viele andere Bierspezialitäten aus zahlreichen Ländern.