Das Hausbrauen steckt in Deutschland noch in den Kinderschuhen. Es ist ein Hobby, das nur von wenigen betrieben wird. Erst nach und nach wird die Marktlücke erkannt und Spezialgeschäfte für Hausbrauen entstehen. Dies bedeutet aber nicht, dass es nur fünf Hausbrauer in Deutschland gibt! Das Problem war in der Regel die Beschaffung von Rohstoffen. Man brauchte schon besonders gute Beziehungen zu einer lokalen Brauerei, um an diese zu kommen. Dies ist heute anders – die schon angesprochenen Geschäfte bieten jegliche Art an Rohstoffen und geben diese auch in kleinen Mengen ab.Da diese Spezialgeschäfte – meistens im Versandhandel – diese Marktlücke füllen, steigt die Anzahl der Hausbrauer in Deutschland rapide. Der Trend an sich stammt aus den USA, wo es inzwischen eine echte Hausbrauer-Industrie gibt. Im Gegensatz zum deutschen Biermarkt wurde der amerikanische bis vor rund 20 bis 25 Jahren von nur einigen Biermarken, anstatt von einigen Tausend geprägt. Um dieser bierigen Langeweile zu entfliehen, entdeckten immer mehr Amerikaner das „Selbstgebraute“ für sich.
Da nicht alle Lust oder Zeit zum Selberbrauen hatten, begannen einige clevere Geschäftsleute unter den Hausbrauern mit dem Verkauf ihres Bieres. Schnell wurde ihnen klar, dass dies ein lukratives Geschäft darstellte und aus den Garagenbrauereien wurden schnell große Brauereien – sogenannte Microbreweries – die sich durchaus mit deutschen Brauereien messen können, und das nicht nur in der Technik – viele Microbreweries brauen nach dem deutschen Reinheitsgebot! Selbstverständlich hat die deutsche Industrie schnell erkannt, dass bei einer solchen Ausrichtung auf den deutschen Biermarkt auch deutsche Gerätschaften gefragt sein müssten – und sie hatte recht! Die Technik für diese Brauereien stammt meistens aus Deutschland – ein neuer Markt mit unbegrenzten Möglichkeiten.
Die amerikanischen Bierriesen staunten nicht schlecht und sahen ihre Felle schon davon schwimmen, aber aufgrund der finanziellen Reserven stellten die Microbreweries anfangs nie wirklich eine Gefahr für diese Konzerne dar. Dennoch sahen sich diese gezwungen zu reagieren! Zum einen wichen sie davon ab, nur noch eine Biermarke zu brauen, sondern sie bieten inzwischen eine große Sortenvielfalt an, und zum Zweiten kauften sie die erfolgreichsten Microbreweries einfach auf. Diese behielten zwar ihre Autonomie, gehörten aber nicht mehr den Hausbrauern. Vielleicht ändert man in Amerika das Sprichwort „vom Tellerwäscher zum Millionär“ bald in „vom Heimbrauer zum Millionär“ – Amerika ist und bleibt das Land der unbegrenzten Möglichkeiten.
Mittlerweile weist der amerikanische Biermarkt rund 2.000 verschiedene Microbreweries auf. Damit dürfe es inzwischen in den USA mindestens eine so umfangreiche Vielfalt wie in Deutschland geben. Da die USA durch englische, irische und deutsche Einwanderer geprägt sind, werden neben den in Deutschland üblichen Biertypen auch Ale, Stout und Porter gebraut. Manche Biere muten sehr exotisch an, z.B. Kürbisbier oder das Alimente Bier, welches sich rühmt, das bitterste Bier der Welt zu sein. Durch fehlende Beschränkungen ist der Experimentierfreude natürlich keine Grenze gesetzt. Und die Ergebnisse sind sehr beeindruckend!
In Deutschland selbst wird die Hausbraukultur aufgrund der großen Biervielfalt wahrscheinlich nicht ganz so erfolgreich werden wie in den USA, aber jeder sollte zumindest einmal im Leben versucht haben, sein eigenes Bier zu brauen.