Export Bier – Wo liegt der Unterschied zu normalem Bier?

Schnell lassen wir uns vom Namen dieses Bieres täuschen: Export klingt nach großer, weiter Welt, nach langen Schiffsreisen oder fernen Planeten, auf den durstige Außerirdische die Gläser heben.…

Bildquelle: Fotolia, #108227048, Sabrina Cercelovic, Kühles, frische Bier / Zwei Bierkrüge mit frischem Bier draußen am See

Schnell lassen wir uns vom Namen dieses Bieres täuschen: Export klingt nach großer, weiter Welt, nach langen Schiffsreisen oder fernen Planeten, auf den durstige Außerirdische die Gläser heben. Dabei waren die ursprünglichen Ziele viel enger gesteckt, die zur Erfindung des Exportbieres führten.

Doch was zeichnet eigentlich genau ein Exportbier aus? Zunächst widmen wir uns seinem Profil, um anschließend auf die Geschichte der drei berühmtesten Unterarten einzugehen.

Was genau ist ein Exportbier?

Im deutschsprachigen Raum bezeichnet der Begriff Exportbier ein untergärig gebrautes Vollbier mit einer Stammwürze zwischen 12% und 14%. In der Regel liegt der Alkoholgehalt ein wenig oberhalb von 5 Vol-%.

Damit liegt es in diesen Werten knapp über dem Lager. Im Prinzip handelt es sich auch um ein solches, das zur Erhöhung der Haltbarkeit stärker eingebraut wurde. Hopfenbittere und Vollmundigkeit bewegen sich im Vergleich zu anderen Bierstilen im Mittelfeld.

Exportbiere können sowohl hell oder dunkel sein. In diesem und weiteren Merkmalen unterscheiden sich drei traditionelle Stile: Das Dormunder Export, das Münchner Export und das Wiener Export. Außerhalb Deutschlands und Österreichs findet der Begriff Exportbier auch für andere Biersorten Verwendung, z. B. für Starkbiere oder obergärig gebraute Ales.

Die Geschichte des Exportbiers

Um Bier Zeiten über die Stadtgrenzen hinaus zu exportieren, nutzte man in früheren Zeiten die untergärige Brauweise und braute es stärker ein. Am Bestimmungsort wurde das Bier mit dem dortigen Wasser auf die gewünschte Trinkstärke zurückverdünnt. Das hielt auch die Transportkosten in einem überschaubaren Rahmen.

Der kräftige Geschmack und der erhöhte Alkoholgehalt machten die Export-Biere schnell auch bei einheimischen Konsumenten beliebt. Jedoch setzten sich Exportbiere, ähnlich wie das Pils, erst mit der Erfindung der Kältemaschine durch. Mit denen durch diese gewährleisteten Temperaturen zwischen 4 °C bis 9 °C konnten untergärige Biere über das ganze Jahr hinweg produziert werden.

Dortmund, München und Wien – Die Hauptstädte des Exportbiers

Drei Städte kristallisierten sich im Verlauf der Biergeschichte als Mittelpunkte der Exportbierwelt heraus. Aus Dortmund, München und Wien kommen jeweils eigene Varianten des Stils.

Dortmunder Export

Wir kennen das Dortmunder Export auch unter den Begriffen Dortmunder Bier oder Dortmunder Helles. Erstmals gebraut wurde es von Heinrich Wenker und seinem Vater in der Krone am Markt. Der Sohnemann hatte in Bayern die untergärige Brauweise kennengelernt und setzte diese in seiner Heimatstadt um. Das Dortmunder Bier ähnelte zuvor in seiner Brauweise und Charakter stark dem Altbier.

Während der Blütezeit der Kohle- und Stahlindustrie im Ruhrpott florierte nicht nur die Wirtschaft, sondern auch die Bierproduktion.  Vor allem die künstliche Kühlung trug ihren Teil dazu bei, dass das Exportbier in Massenproduktion ging.  Aus heutiger Sicht gewaltige Brauanlagen wurden aus dem Boden gestampft und machten Dortmund zum größten Bierproduzenten in ganz Europa. Die Brauereien, wie z. B. die Dortmunder Union-Brauerei, erlangten weltweite Bekanntheit.

Starkes Bier für starke Männer

Das Exportbier war ohne Zweifel die Nummer eins unter den Arbeiterbieren. Die starken Männer aus dem Bergbau benötigten nach getaner Arbeit einen Durstlöscher – und sie tranken es täglich mit Stolz! Die Etiketten der Exportbiere zierten Arbeitersymbole wie Zahnrad oder Hammer. Kumpel mit schwarzen Händen im Unterhemd bewarben die Biere der Bergmann- oder Schlegel-Brauerei.

Der Ruhm des Exportbiers als Arbeiterbier währte nicht ewig. In den 1970er-Jahren befand sich nicht nur die Montanindustrie auf dem absteigenden Ast. Die Bergarbeiter lernten auf bezahlten Kuren, z. B. im Sauerland, die hopfigen und schlanken Pilsbiere kennen. Fortan verbanden sie die Biersorten mit einem Gefühl von Urlaub, das dem tristen Alltag in der Industrie entgegenstand.

Von der Exportstadt zur Pilsstadt

Die sauerländischen Pilsbrauereien nutzten die Gunst der Stunde und vermarkteten ihr Bier erfolgreich in Dortmund. Auch die ansässigen Brauereien nahmen Pils in ihr Sortiment auf. Zwar führen auch heute noch fünf der neun Dortmunder Biermarken Export in ihrem Sortiment, die große Zeit dieses Bierstils in der Ruhrmetropole sind seit dem Vormarsch des Pils jedoch vorbei.

Außerhalb Deutschlands pflegen vor allem die Niederländer das Erbe des Dortmunder Bieres. Bei unseren Nachbarn findet man Biere mit den Bezeichnungen „Dortmunder“ oder kurz „Dort“. Ein Teil davon ist tatsächlich nach Dortmunder Art gebraut, der andere trägt seinen Namen jedoch zu Unrecht. Diese Biere sind deutlich stärker als der Dortmunder Klassiker.

Wie sieht es aus, wie schmeckt es und wie trinkt man es?

Das klassische Dortmunder Export besitzt einen satten, goldgelben Farbton und einen starken, malzigen Geschmack. Hopfen macht sich bemerkbar, er drängt sich allerdings nicht so stark in den Vordergrund wie beim Pils.

Export sollte bei moderat-kühlen Temperaturen getrunken werden. Wer bei seiner Geschichte als Arbeiterbier kein prachtvolles Glas erwartet, liegt vollkommen richtig. Eine wirkliche Glastradition gibt es nicht. Für gewöhnlich trinkt man Dortmunder Export aus drittel- bis halblitergroßen Rundgläsern. Verpönt ist es, trotz der nur dezenten Aromen in der Nase, Export aus der Flasche zu trinken (und das sollte eigentlich auch für alle anderen Bierstile in der großen weiten Welt gelten!).

Münchner Export

Die ursprüngliche Münchner Brauweise sah eine Kombination aus wenig Hopfen und dunklem Malz vor. Zwei Umstände trugen zu dieser Entwicklung bei: Einerseits wurde in München schon lange bevor jemand die Methoden zur Herstellung heller Gerstenmalze erfand gebraut, andererseits verzichtete man auf großen Mengen Hopfen im Brauvorgang, da dieser in Kombination mit dem lokalen, stark kalkhaltigen Wasser zu einem unangenehmen Geschmacksbild geführt hätte.

Mit der Zeit entwickelte sich auch eine helle Abwandlung des Münchner Exportbiers. Dessen Bittere orientierte sich in etwa am dunklen Münchner, auch wenn es geringfügig hopfenaromatischer daherkommt. Der Malzcharakter steht auch hier im Vordergrund.

Wie sieht es aus, wie schmeckt es und wie trinkt man es?

Aufgrund des dunkleren Münchner Malzes, das es in verschiedenen Farbabstufungen gibt, ist auch das Münchner Export dunkler als andere Exportbiere. Das Malz erhält durch die gesteigerte Darrtemperatur ein kräftiges, von zarten Röstnoten durchzogenes Aroma. Malz spielt die Hauptrolle, der Hopfen rückt stärker in den Hintergrund als bei der Dortmunder oder Wiener Variante.

In der Regel serviert man Münchner Export halbliterweise („Halbe“), am besten in einem schönen Trinkgefäß wie z. B. Steingut-Krug.

Wiener Export

Mitte des 19. Jahrhunderts reisten zwei Söhne bedeutender Brauunternehmer aus Wien und München nach London. Ihre Mission bestand daraus, Alternativen zu den ausschließlich dunklen, oft rauchig schmeckenden Produkten ihrer Häuser zu finden. Am Aussehen und geschmacklichen Charakter ihrer Biere hatte das Fehlen indirekter Malzdarren einen entscheidenden Anteil.

In England war man im Zuge der Industrialisierung wesentlich weiter, was die Herstellungen hellgoldener und rötlicher Biere anging. Heimlich nahmen die jungen Brauer Proben aus den Würzepfannen in ihre Heimat mit. Zudem merkten sie sich die Mälzereiverfahren zur Herstellung hellerer Würze ohne rauchige Rückstände. Heute ist Wiener Export unter seinem Originalnamen so gut wie ausgestorben.

Wie sieht es aus, wie schmeckt es und wie trinkt man es?

Wiener Export liegt mit seinem intensiven Kupferton farblich zwischen dem Dortmunder Export und dem Münchner Dunkel. Die starke Hopfung erinnert an die Biere, die beim Münchner Oktoberfest ausgeschenkt werden. Streng genommen sind auch einige Märzen-Biere identisch mit der Wiener Interpretation des Exportbiers.

Da es das ursprüngliche Wiener Export nur noch unter den zeitgenössischeren Bezeichnungen zu trinken gibt, empfiehlt es sich, das jeweils zum Bierstil passende Glas zu verwenden.

Zeit, dass auch du auf die Reise gehst!

Wer sich bisher noch nicht intensiver mit den Exportbieren auseinandergesetzt hat, sollte dies tunlichst nachholen. Alle Varianten haben ihren eigenen Kopf, ohne die gemeinsamen Charaktermerkmale zu vernachlässigen. Wir wünschen dir viel Freude beim probieren! Mehr zu unterschiedlichen Bierstilen findest du im Wissensbereich von Bier.de

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